Manchmal wird einem einfach alles zu viel. Der Lärm des Alltags, die Anforderungen im Beruf, die kleinen und großen Probleme, die sich wie graue Wolken zusammenziehen. Es gibt Tage, da fühlt sich alles eng an. Und genau dann weiß ich, dass ich raus muss.
Ich packe meine Kamera ein, fahre los, ohne Plan, nur mit einem Ziel: Ruhe finden. Oft lande ich an den Brietzer Teichen bei Salzwedel. Ein Ort, der für mich mehr ist als nur Natur. Die Teiche sind weitläufig, still, fast wie vergessen. Unter der Woche begegne ich dort kaum einem Menschen. Nur ich, das Wasser, das Rascheln der Bäume – und die Libellen.
Diese kleinen Wesen haben es mir angetan. Ihre zarten Flügel, die im Sonnenlicht schimmern wie Glas. Ihre Farben, so intensiv, dass man glauben könnte, die Natur habe sie extra angemalt. Ihr Flug, scheinbar schwerelos und doch zielgerichtet. Ich sehe ihnen zu, wie sie durch die Luft tanzen, mal wild, mal ruhig, immer mit einer geheimnisvollen Anmut.
Libellen sind mehr als nur schön. Sie sind faszinierend. Ihr Verhalten, ihre Flugtechnik, die Art, wie sie jagen – all das zieht mich in ihren Bann. Ich beobachte sie, lerne von ihnen, versuche, sie mit meiner Kamera einzufangen. Manchmal gelingt mir ein gutes Bild, manchmal nicht. Aber das ist zweitrangig. Denn in diesen Momenten bin ich ganz bei mir. Frei von Druck, frei von Erwartungen.
Ich fotografiere Libellen, weil ich sie bewundere. Weil ich ihren Lebensraum bewahren möchte. Viele ihrer Arten sind bedroht, verschwinden leise, ohne dass es jemand merkt. Mit meinen Bildern möchte ich zeigen, wie kostbar sie sind. Vielleicht kann ich so ein kleines bisschen Aufmerksamkeit schaffen. Vielleicht fängt jemand an, genauer hinzusehen.
Aber vor allem fotografiere ich Libellen, weil sie mir helfen, still zu werden. Sie bringen mich zurück zu mir selbst. Wenn ich an einem warmen Nachmittag am Wasser sitze, nur das Summen der Insekten höre und eine Libelle an mir vorbeizieht – dann ist da Frieden. Und manchmal lasse ich die Kamera einfach liegen und schaue nur zu. Diese Augenblicke sind unbezahlbar.
Es sind diese Fluchten, die mich tragen. Nicht weg von der Welt, sondern hin zu etwas Echtem. Zu dem, was zählt. Zur Natur, zur Stille, zur Schönheit im Kleinen.
Deshalb fotografiere ich Libellen.