Letzten Donnerstag war das Wetter so einladend wie ein Zahnarzttermin ohne Betäubung. Grau, kalt, windig – der perfekte Tag, um auf dem Sofa zu bleiben, Netflix zu starten und sich mit Chips und Decke zu tarnen. Libellen fotografieren? Wohl kaum. Ich hatte eher Lust, mich mit einem Tee unter einem Wärmelampe zu verstecken.
Aber nein. Irgendetwas (vermutlich Wahnsinn) motivierte mich, meine alte Fotoausrüstung zu entstauben und Richtung Salzwedel zu fahren. Im Auto dachte ich noch: „Wenn heute EIN gutes Foto dabei rumkommt, dann war’s das schon wert.“ – Spoiler: Es kam besser.
An den Brietzer Teichen angekommen, begrüßten mich tiefhängende Wolken in elegantem Anthrazit, der Inbegriff meteorologischer Depression. Aber hey, ich war nun mal da. Also packte ich meine treuen Canon-Rentner – die Mark III und IV – aus. Die Dinger haben schon mehr Libellen gesehen als mancher Biologe.
Und dann: keine Libellen. Nada. Nichts flog, nichts summte. Super. Ich stand da wie ein Tourist, der vergessen hat, dass der Eiffelturm renoviert wird.
Aber dann – Überraschung! Das kalte Wetter hatte einen Trick auf Lager: Die Libellen waren da! Nur… sie bewegten sich nicht. Sie klemmten wie kleine Eiszapfen an den Halmen. Im Libellenland war offenbar Winterschlaf angesagt – mitten im Mai. Jackpot!
So konnte ich in aller Ruhe Libellen knipsen, die normalerweise wie Mini-Helikopter durch die Gegend schwirren. Kein hektisches Geflatter, kein hektisches Fokussieren. Die Models des Tages waren eingefroren in meditativer Pose und warteten vermutlich auf Sonne – oder heißen Kakao.
Fazit: Manchmal ist schlechtes Wetter das beste Fotowetter. Und manchmal bringt einem der innere Schweinehund tatsächlich Glück – wenn man ihn einfach im Wohnzimmer sitzen lässt.
Die Bilder? Seht selbst – kalt war’s, aber cool sind sie geworden.