Also, wer denkt, Libellenfotografie sei eine entspannte Naturbeschäftigung mit Vogelgezwitscher und sanftem Sonnenschein, der war noch nie bei Windstärke Segelboot am Brietzer Teich unterwegs. Der 2. Juni 2025 begrüßte mich mit einem Himmel in 50 Graustufen, ordentlich Wind und der klaren Ansage: Heute gibt’s keine Libellenfotos.
Aber ich dachte mir, ach komm, aufgeben ist was für Leute mit Hobbys ohne Insekten. Also Ausrüstung geschnappt – meine Standard-Kombo: das Sigma 90mm Makro für Nahkampf und das 150-600mm Rohr für die Long-Distance-Romantik.
Meine Taktik ist einfach und bewährt: Erst aus sicherer Entfernung mit dem Fernrohr ranzoomen, damit die Libellen denken ich sei ein Busch oder maximal ein neugieriger Grashalm. Dann, wenn alles gut läuft, beginnt die Pirsch. Zeitlupe wäre neidisch auf meine Bewegungen. Keine hektischen Zuckungen, kein direkter Angriff aus dem Sichtfeld. Alles ganz Zen.
Und dann: Jackpot! Ich entdecke ein Spitzenfleck-Pärchen in flagranti. Die Libellula fulva, seltene Schönheit der heimischen Gewässer, voll im Liebesrausch. Die Männchen erkennt man übrigens an ihrer blauen Abdomenfarbe mit dem breiten dunklen Flügelfeld an der Spitze – daher der Name. Die Damen sind etwas dezenter unterwegs, was aber nichts an ihrem Charme ändert.
Ich sehe die beiden im Flug, was schon spektakulär ist. Dann – als hätten sie Mitleid mit mir – landen sie im Schilf. Bühne frei für mich und mein Tele. Erste Bilder aus sicherer Entfernung, dann das große Finale. Ich schleich mich ran. Mein grünes Hemd im Tarn-Look, das mehr an einen schlecht designten Baum erinnert, tut seinen Dienst. Die Libellen lassen sich nicht stören, ich liege halb im Matsch und halte drauf. Und ja, ich konnte tatsächlich richtig schöne Fotos machen.
Fazit des Tages: Man braucht Geduld, gutes Timing und das richtige Hemd. Die Spitzenfleck-Libelle ist nicht nur wunderschön, sondern auch ein echter Glücksgriff vor der Linse. Und wenn der Wind einem fast das Stativ umweht, denkt man sich nur: Für so ein Paar auf Hochzeitsreise tut man doch alles.
Alle Fotos aus den Brietzer Teichen im Flickr Album: