Hans Ulrich Thamer – Die Völkerschlacht bei Leipzig – Ein Buch, das kämpft – aber nicht immer an der richtigen Front

Man freut sich, bestellt sich voller Enthusiasmus ein Buch über die Völkerschlacht bei Leipzig, macht es sich mit einem heißen Getränk gemütlich – und dann beginnt der Marsch. Doch statt schnurstracks ins Kampfgetümmel zu stürmen, nimmt das Buch erstmal einen ausgedehnten Umweg durch die Vorgeschichte. 40 Seiten Einleitung? Klar, ein bisschen Kontext ist nett, aber irgendwann sitzt man da und denkt sich: „Jetzt reit halt los, Napoleon!“

Dann kommt sie endlich, die große Schlacht! Trommeln wirbeln, Kanonen donnern – ach nee, Moment, das war nur ein kurzer Absatz. So schnell wie die Schlacht beginnt, ist sie auch schon wieder vorbei. Man erfährt zwar, dass Napoleons Truppen frisch ausgehoben waren und die Alliierten taktisch überlegen – aber hätte das nicht ein bisschen epischer sein können? Ein wenig mehr Pulverdampf, ein bisschen mehr heroischer Untergang, ein Hauch mehr Drama?

Doch bevor man sich versehentlich zu sehr in die Schlacht hineinsteigert – keine Sorge, es gibt noch genügend Nachbereitung! Endlose Seiten über Verwundete, die miserable Versorgungslage und hygienische Katastrophen. Man bekommt beinahe den Geruch von unversorgten Wunden durch die Buchseiten geweht. Wichtig? Sicher. Ausführlich? Aber hallo.

Letztendlich ist das Buch wie ein Marschbefehl mit unerwarteten Pausen: Man startet voller Tatendrang, tappt dann lange durch das Lagerleben, und dann stolpert man durch die endlose Nachbereitung, bis man schließlich erschöpft, aber informiert die letzte Seite erreicht. Wie ein Soldat nach der Schlacht – nicht ganz sicher, ob es das wert war, aber mit reichlich Eindrücken im Gepäck.