Die Tränen der Ellerndorfer Wacholderheide

Die Tage sind kürzer geworden, die Farben der Heide verblassen, und ein leiser Abschied liegt in der Luft. Mein Herz ist schwer, während ich auf das verblassende Purpur der Blüten blicke, die ich zwei Monate lang mit meiner ganzen Liebe und Sorgfalt gehütet habe. Ich bin Lythalia-Inka, die Wächterin der Ellerndorfer Wacholderheide, und meine Aufgabe hier ist nun erfüllt.

Als ich im August erwachte, fühlte ich sofort die Traurigkeit der Heide. Sie schien leer, einsam – als hätten die Menschen ihre Magie vergessen. Jahr für Jahr schwand die Wärme, die ihre Herzen einst in diesen Ort trugen. Die Heide weinte, und mit ihr weinte ich. Denn ich wusste, dass sie ohne die Liebe der Menschen schwächer wurde, ihre Blüten weniger lebendig, ihr Duft weniger süß.

Tag und Nacht wanderte ich durch die blühenden Felder, lauschte dem Flüstern der Bäume und dem Lied des Windes, und doch fühlte ich diese Unruhe in der Erde. Der alte Wacholder, mein stiller Gefährte, raunte mir in den langen Nächten zu, dass die Heide sich nach der Wärme der Menschen sehnte.

Es brach mir das Herz, die Sehnsucht der Heide zu spüren – eine Sehnsucht, die ich allein nicht stillen konnte. So nutzte ich all meine Kraft, um sie in einem leuchtenden Purpur erblühen zu lassen. Jede Blume, jeder Hauch des Windes trug den Duft meiner Liebe in sich, und langsam kamen die Menschen zurück. Sie blieben stehen, ließen ihre Blicke über die Blüten gleiten, und ich konnte spüren, wie ihre Herzen sich wieder für die Schönheit der Heide öffneten.

Es erfüllte mich mit Freude, als die Kinder durch das hohe Gras liefen, die Alten still verweilten, und die Verliebten sich unter den blühenden Büschen niederließen. Die Heide blühte auf, als die Menschen ihre Liebe wieder mit ihr teilten. Und ich wusste, dass sie nun wieder lebte – stark und voller Zauber.

Doch nun, mit dem nahenden Herbst, verblasst das Leben in den Blüten. Meine Aufgabe ist getan. Ich spüre, wie die Natur sich zur Ruhe legt, und auch ich werde mich zurückziehen, wie ich es jedes Jahr tue. Es ist ein sanfter, aber schmerzhafter Abschied. Ich liebe diese Heide so tief, dass der Gedanke, sie für viele Monate allein zu lassen, eine tiefe Traurigkeit in mir weckt. Aber ich weiß, dass die Zeit des Ruhens notwendig ist, damit sie im nächsten Jahr wieder in ihrer ganzen Pracht erwachen kann.

Mit einem letzten Blick über die weiten, sanft verblassenden Felder wende ich mich den dunklen Wäldern zu. Dort, in den Schatten der alten Bäume, werde ich ruhen und auf den Ruf der Heide warten. Denn wenn der Sommer wiederkommt, wird sie mich brauchen, und ich werde bereit sein.

Bis dahin träume ich von der Ellerndorfer Wacholderheide, von den Farben und dem Duft, von den lachenden Menschen, die wieder ihren Weg zu uns finden. Und ich hoffe, dass sie die Heide nie wieder vergessen werden.

Ich, Lythalia-Inka, werde immer hier sein. Als ihre Wächterin. Als ihre Seele.

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