Ein Besuch im Heimat- und Treckermuseum Niendorf I – Ein Tag zwischen Öl, Eisen und Kinderglück

Letzten Mittwoch war es endlich soweit. Ich hatte meinem fünfjährigen Patenkind einen Ausflug versprochen, und unser Ziel war das Heimat- und Treckermuseum Niendorf I. Für einen kleinen Treckerfan, der sonst mit Spielzeugmodellen durch die Wohnung pflügt, natürlich das ganz große Kino. Aber ich sag mal so – auch für jemanden, der ein paar Monate vor dem fünfzigsten Geburtstag steht, war dieser Besuch alles andere als langweilig.

Zwei Tage vorher hatte ich mich telefonisch angekündigt. Pünktlich um zehn Uhr standen wir also vor dem Museumstor, wo uns Herr Jürgen Scharnhop persönlich begrüßte. Ein echtes Original, der Mann. Freundlich, mit einem festen Händedruck, und man merkt sofort: Hier steht jemand, der für seine Sammlung brennt.

Schon der erste Blick in die große Scheune war beeindruckend. Mein Patenkind war nicht mehr zu halten. Kaum drin, saß er – natürlich unter Aufsicht – auf seinem ersten echten Traktor. Die Augen wurden groß, die Hände klein am riesigen Lenkrad. Und ich? Ich bekam eine Technikführung deluxe.

Ich hätte nie gedacht, dass mir mal das Herz bei einem Lanz Bulldog von 1938 aufgeht. Aber wenn so ein Trumm mit einem tiefen Grollen zum Leben erwacht, dann wackelt der Boden und der Bauch gleich mit. Die Sammlung von Herrn Scharnhop ist wirklich beachtlich: Über 40 historische Traktoren – Lanz, Hanomag, Deutz, Normag. Alles, was Rang, Namen und ordentlich PS hat.

Was mich erstaunt hat: Wie einfach diese alte Technik war. Keine Elektronik, keine Displays. Nur Stahl, Diesel und pure Mechanik. Und trotzdem wurde mit 40 PS das Feld bestellt. Da bekommt man Respekt vor der Arbeit von früher.

In den Dachböden der Scheunen wurde es dann nochmal besonders spannend. Dort standen alte landwirtschaftliche Maschinen, Haushaltsgeräte und echte Relikte aus der Zeit, als man Kartoffeln noch per Hand sortierte und der Melkschemel zum Alltag gehörte. Besonders ins Auge gefallen ist mir eine alte Waschmaschine – genau so eine stand früher bei meiner Oma im Keller. Waschen mit Handarbeit, das kennt heute kaum noch jemand. Kein Knopf, kein Display, sondern Kurbeln, Hebel und Muskelkraft. Da wird einem erst bewusst, wie bequem wir es heute haben.

Nach eineinhalb Stunden waren wir eigentlich durch – dachten wir. Doch dann kam das große Finale. Herr Scharnhop rollte mit einem Normag NG22 an und fragte, ob wir Lust hätten, eine Runde durchs Dorf zu tuckern. Hatten wir. Mein Patenkind strahlte, als säße er auf einem Drachen. Ich auf dem Beifahrersitz, mit einer Mischung aus Kindheitsgefühlen und Dieselaroma in der Nase.

Unser Fazit? Der Besuch war ein Volltreffer. Geschichte zum Anfassen, Technik zum Staunen, und ein Museumsleiter, wie man ihn sich besser nicht wünschen könnte. Wer sich auch nur ein bisschen für Traktoren, Landwirtschaft oder einfach einen besonderen Tag interessiert, sollte dieses Museum auf dem Zettel haben.

Und ganz ehrlich: Ich glaube, ich komme auch mal alleine wieder.